Der eilige Thomas

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Der eilige Thomas

Über den Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf, Thomas Geisel, gibt es viel zu berichten. Nicht alles ist schlecht. Insbesondere seine anfängliche Positionierung in Fragen der Corona Pandemie hat uns gut gefallen, vertritt Geisel doch die Auffassung, dass eine sogenannte „Herdenimmunisierung“ ein deutlich besserer Weg sei, als eine Abschottung und Social Distancing. Eine Einschätzung, der wir als Wählergemeinschaft WIDERSTAND2020 – WIR für DÜSSELDORF deutlich eher zugeneigt sind, als das, was Landesvater Armin Laschet so trieb.

Dass sich der OB in dieser Frage nicht so recht durchsetzen konnte, ist zwar u.a. dem Umstand geschuldet, dass die Pandemie nicht auf kommunaler, sondern auf Landesebene geregelt wird, hat für uns aber den faden Beigeschmack, dass sich das Oberhaupt der Stadt Düsseldorf mit dieser Position nicht wirklich durchzusetzen versucht hat. Hier kann ein Oberbürgermeister deutlich mehr leisten….benötigt dazu aber natürlich auch den nötigen Rückhalt im Rat der Stadt.

Deutlich schlechter schneidet Thomas Geisel bei seinen, schon etwas länger zurückliegenden Entscheidungen ab.

Grand Départ der Tour de France im Jahr 2017

Für uns bleibt sein (mehr oder weniger) Alleingang im Zusammenhang mit dem Grand Départ der Tour de France im Jahr 2017 im Gedächtnis. Das hätte man machen können, aber man hätte es deutlich, ja wirklich DEUTLICH besser planen müssen. Zudem wäre eine Befragung der Düsseldorfer*innen auch nicht schlecht gewesen. Diese mussten teilweise massive Einschränkungen hinnehmen, weite Umwege in Kauf nehmen oder kamen für Stunden gar überhaupt nicht mehr mit dem Auto nach Hause. Man hätte ihre Meinung dazu wenigstens einmal einholen können und – aus unserer Sicht – sogar müssen. Dann wäre vielleicht herausgekommen, dass die Mehrheit gar kein so großes Interesse an einer Veranstaltung hat, die ihre besten Tage längst hinter sich hat und wegen zahlreicher zwischenzeitlicher Dopingfälle der vergangenen Jahre, in die Kritik geraten war.

Schlussendlich blieb die Stadt Düsseldorf auf einem Minus von rund 8 Millionen Euro sitzen, was letztendlich allein auf eine Fehlplanung zurückzuführen war. Man hatte schlicht die benötigten Sicherheitsmaßnahmen falsch bewertet.

Unserer Ansicht nach hätte man diese 8 Millionen Euro deutlich besser einsetzen können.

So war die Zahl der Obdachlosen in Düsseldorf im gleichen Jahr beispielsweise um mehr als 100% auf beinahe 5000 gestiegen…..um nur einen der vielen Brennpunkte unserer Stadt zu nennen.

Nutzung der städtischen Ressourcen gegen die Pegida Demonstration

Um es gleich einmal vorweg zu nehmen: WIR halten rein gar nichts von Pegida-Demonstrationen. Noch schlimmer, als fehlgeleitete Ideale sind für uns aber undemokratische Herrschaftsentscheidungen, die entschieden werden, wie vom kleinen König Kallewitz. DAS mögen wir gar nicht. Und auch wenn es dem Oberbürgermeister nicht passt, dass einige Düsseldorfer*innen auf diese Weise demonstrieren, so muss er es dennoch hinnehmen. Schließlich heißt er ja Thomas Geisel und nicht Kim Jong Un. Andere Meinungen, auch wenn sie noch so fehlgeleitet sind, muss eine Demokratie aushalten.

Dennoch ließ Geisel im Jahr 2015 anlässlich einer Pegida-Demonstration die Lichter der Stadt ausschalten. Neben viel Zustimmung brachte ihm das auch viel Kritik, sowie eine Einstweilige Anordnung und einen Beschluss des Verwaltungsgerichts Düsseldorf ein, welche zu dem gleichen Schluss kamen, wie wir. Geisel hatte seine Neutralitätspflicht als Oberbürgermeister verletzt und sein Amt missbraucht. Keine gute Sache, aber eine, die uns im Jahr 2020 vielleicht zugute kam. Denn Geisel ließ uns mehr oder weniger unbehelligt für unsere Grundrechte demonstrieren, als diese wegen der Coronamaßnahmen zunehmend eingeschränkt wurden. Zwar ließ er hässliche Kreise auf das denkmalgeschützte Pflaster des Burgplatzes malen und gab dafür wieder einmal unnötig Geld aus (rund 7.000 Euro), doch ist das ein nur vergleichsweise kleiner Wermutstropfen.

Über Geisels Frauenbild lässt sich trefflich streiten. Mitarbeiter*innen der Stadt Düsseldorf berichten beispielsweise davon, dass er seine Ehefrau mit den Worten „damit ihr was zum Bützen habt“ zu einer Karnevalsfeier dar Stadt mitbrachte. Das kann man jetzt so oder so sehen. Fest steht aber, dass er mit der Unterstützung der Ahmadiyya-Ausstellung im Düsseldorfer Rathaus 2017, eine Gruppierung unterstützte, die u.a. an Polygamie, ausschließlich für Männer, festhält und als allgemein nicht gerade frauenfreundlich gilt. Ob er damit jedoch gezielt das Frauenbild abwerten oder nur seine religiöse Offenheit zur Schau stellen wollte, sei einmal dahingestellt.

Eines kann man wohl festhalten, auch wenn es eine sehr persönliche Sichtweise ist, die sicherlich nicht von jedem geteilt wird: Thomas Geisel ist nicht der ungehobelte Politik-Klotz, der Joachim Erwin war und er ist auch nicht die Diva, die Dirk Elbers, zumindest zum Ende seiner Dienstzeit, war. Er ist deutlich sozialer und auch ein ganz klein wenig demokratischer als seine Vorgänger. Lange nicht demokratisch genug nach unserem Verständnis aber immerhin.

Aber er ist auch jemand, der sich nicht ausreichend informiert bevor er eine Entscheidung trifft; und er ist jemand, der wahrscheinlich oftmals schon in der nächsten Sekunde das Gesagte am liebsten wieder zurücknehmen würde.

Er könnte gut bei dieser Beurteilung seiner Arbeit der vergangenen sechs Jahre wegkommen, würde er nun, angesichts der Corona-Pandemie, nicht völlig durchdrehen. Man mag sich tatsächlich fragen, ob ein OB, der den Düsseldorfer*innen ihr Altbier und den Altstadt-Gestronomen ihre Existenz nehmen will, ernsthaft noch einmal gewählt werden möchte.

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