Rechts-Links Diskussion strotzt vor unwissender Dummheit

Seit Sonneberg sind die Medien und sozialen Netzwerke voll von Warnungen vor der, angeblich rechtsaußen befindlichen AfD. Ich möchte die AfD an dieser Stelle gar nicht in Schutz nehmen (schließlich bin ich dieBasis-Mitglied), aber mich kotzt diese dümmliche Diskussion einfach nur an. Sie kotzt mich an, weil sie von Personen geführt wird, die nicht den Hauch einer Ahnung haben, wovon sie da überhaupt reden.

Den absoluten Vogel haben diejenigen abgeschossen, die die AfD mit der NSDAP vergleichen. Das ist im doppelten Sinne falsch. Es ist einfach unverschämt und es ist falsch, weil die NSDAP gar keine rechte, sondern eine extrem linke Partei war.

Habe ich jetzt Deine Aufmerksamkeit? Dann fangen wir mal an.

Woher kommt diese politische Einteilung eigentlich? Sie kommt von der Sitzordnung während der ersten französischen Nationalversammlung im Jahr 1789. Die progressiven Kräfte, also solche, deren Ziel die politische Veränderung war, saßen links, die gemäßigten in der Mitte und die konservativen Kräfte, also solche, die einen Erhalt des seinerzeitigen Zustands anstrebten, saßen rechts. Erstere wurden als „Bewegungsparteien“ bezeichnet, letztere als „Ordnungsparteien“.

Während der ersten deutschen Nationalversammlung in Frankfurt 1848 wurde diese Sitzordnung übernommen.

Wir erkennen hier die ersten Wesensmerkmale der politischen Rechten und Linken. Erste sind konservativ, letztere progressiv bis reaktionär.

Wenn wir uns die Geschichte kommunistischer oder sozialistischer Experimente etwa in der Sowjetunion oder China anschauen, dann sehen wir stets als ein Kernelement, den tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbau, der von der linken Partei vorgegeben wird.

Das führt uns zum zweiten gegensätzlichen Wesensmerkmal der politischen Rechten und Linken: Rechts vertritt eine liberale bis libertäre, also freiheitlich ausgerichtete Auffassung, während sich links eher sozial/autoritär ausrichtet.

So, und nun schauen wir uns die Zeit des Nazi-Regimes an. Deren Politik war geprägt von einem tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbau. Vom Familienbild, der Rolle der Frauen, über die Sprache, Literatur, gesellschaftliche Normen bis in die Religion griff der Staat in die persönliche Selbstbestimmung ein.

Sicher wirst Du nun einwenden, dass die NSDAP nach ihrer Machtergreifung zunächst die (anderen) linken Parteien ins Visier nahm. Das tat sie aber eher aus Konkurrenzdenken und weil sie eine andere Art von Sozialismus anstrebte, nicht weil sie als vermeintlich rechte Partei alle linken Parteien loswerden wollte.

Ebenfalls typisch links, erhob das Nazi-Regime eine reine Ideologie zur obersten Doktrin. Sie missbrauchte die Wissenschaft, um diese, eigentlich unbelegbare Ideologie, zu belegen. Linke setzen diese Ideologien an die Stelle jener gewachsenen Werte, die Konservative verteidigen wollen. Das können gewachsene Familienstrukturen sein, ein kulturelles Erbe oder Gewohnheiten. Ideologien entstehen zunächst in Köpfen und werden dann dem Volk mit Nachdruck aufgenötigt. Oftmals handelt es sich um absurde Utopien, wie einen Staat, in dem alle Menschen gleich sind, eine Rassenreinheit oder die fixe Idee, dass man die Welt retten könne, indem man sein Volk zu politisch korrektem Verhalten nötigt.

Und was ist mit dem Wesensmerkmal „völkisch“? Ist das nicht ein Indiz für eine ultrarechte Partei?

Dieses Wesensmerkmal ist tatsächlich erst im Nachgang zum Zweiten Weltkrieg und da auch erst einmal nur in Deutschland hinzugekommen. Davor waren alle Parteien, linke wie rechte, völkisch, also in erster Stelle auf die Interessen des eigenen Volkes ausgerichtet. Es entwickelte sich dann aber in den 90er Jahren über die EU zu einem echten Exportschlager. Für sich allein genommen, ist es gar kein Wesensmerkmal irgendeiner politischen Ausrichtung, sondern wird erst zu rechts erklärt, indem man die NSDAP zu einer rechten Partei erklärt. Das jedoch ist eine falsche Betrachtung, wie ich hoffentlich nun jedem Streithammel klarmachen konnte.

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