Fuellmich-Prozess – Transkript des 33. Prozesstages
Dies ist ein Transkript des folgenden Videos:
Ich habe mir die allergrößte Mühe gegeben, es so leicht lesbar wie möglich zur Verfügung zu stellen. Anmerkungen meinerseits habe ich farbig abgesetzt.
Von allen „Prozessbeobachtern“ gibt einzig Nicole Wolf den Prozess neutral und weitgehend vollständig wider. Vielen Dank dafür an dieser Stelle.
Start:
Ich berichte heute von Prozesstag 33, vom 18. Oktober 2024. Keine Veränderung an der Anzeigetafel vor dem Gerichtssaal.
9:06 Uhr Tobias Pohl betritt den Gerichtssaal.
9:08 Uhr Staatsanwalt Recha kommt herein.
9:38 Uhr Reiner Fuellmich wird hereingeführt, leger gekleidet, anders als sonst. Er bedankt sich bei den Zuschauern, was ich auch an dieser Stelle tue. Vielen Dank an alle treuen Zuschauer und Zuhörer sowie für eure Unterstützung. Ich versuche, meine Eindrücke so neutral wie möglich zu fassen und verzichte zur besseren Les- und Hörbarkeit auf die akademischen Grade der Erwähnten. Ich berufe mich darauf, dass meine hier geschilderten Beobachtungen einzig auf meiner persönlichen Wahrnehmung beruhen.
Der Vorsitzende erklärt, Rechtsanwalt Siemund habe per E-Mail mitgeteilt, dass er heute aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend sein könne. Hierfür läge kein Attest vor. Miseré habe mitgeteilt, er sei reiseunfähig. Wörmer sei ebenfalls nicht da; das vorliegende Attest sei jedoch bis zum 18.10., also dem Tag der Verhandlung, gültig.
Ist natürlich alles reiner purer Zufall, dass alle Verteidiger zum gleichen Zeitpunkt ausfallen. In weiser Voraussicht hatte das Gericht jedoch mit Pohl einen Pflichtverteidiger bestellt, der nun als einziger die Stellung hält. Und wie wir etwas weiter unten sehen werden, rettet er Fuellmich promt den Arsch.
Der Vorsitzende geht darauf ein, dass ein Gespräch mit Frau WPT, der Leiterin der U-Haft, folgendes ergeben habe. Er liest aus seinem eigenen Vermerk dieses Gesprächs, welches er am 16.10.24 mit ihr geführt habe: Es habe tatsächlich einen psychisch Kranken in der Nachbarzelle von Fuellmich gegeben. Dieser bekomme nun Medikamente; die letzten beiden Tage seien ruhig verlaufen.
Das sollte tatsächlich nicht passieren. Nur, weil ein Häftling durchdreht, kann man nicht anderen Häftlingen die Nachtruhe rauben. Auch nicht vorübergehend.
Der Angeklagte Fuellmich sei deshalb von den Mithäftlingen getrennt worden, weil er einen schädlichen Einfluss auf die Mithäftlinge habe; er habe sie aufgewiegelt.
Da hatte ich wohl recht. Ich habe in diesem Artikel bereits angenommen, dass dies einer der Hauptgründe für seine Isolierung von den anderen Häftlingen sei. Ich kenne Fuellmich recht gut und kann mir daher vorstellen, wie er in der JVA agiert. Er erzählt seinen Mithäftlingen etwas vom bösen, übergriffigen Staat, der zu einer solchen Übergriffigkeit gar nicht berechtigt sei. Und in diesem Mikrokosmos fallen seine Worte natürlich auf besonders fruchtbaren Boden.
Fuellmich bekomme regelmäßig Besuch, beispielsweise von Herrn B. P., skype regelmäßig mit seiner Frau und nehme Audiobotschaften auf.
Aus einem Gespräch mit dem Berichterstatter, welches am 17.10. stattgefunden habe, habe WPT erklärt, gesundheitliche Einschränkungen des Angeklagten seien unbekannt. Er habe die Möglichkeit, sich zweimal pro Woche wegen des TBC-Falls untersuchen zu lassen; dieses Angebot nehme der Angeklagte sporadisch wahr. Es gebe keine Anzeichen von gesundheitlichen Beeinträchtigungen, und der Angeklagte habe sich nie diesbezüglich geäußert. Er telefoniere häufig und lange mit seinen Anwälten. Der Zustand des Nachbarn habe sich verbessert, die beiden letzten Nächte seien ruhig gewesen.
Der Vorsitzende fragt, ob sich Fuellmich dazu äußern wolle. Dieser setzt an, als Pohl verneint und auf die Frist verweist.
Pohl hat es offensichtlich erkannt. Wenn man Fuellmich reden lässt, reitet er sich selber mit jedem Wort tiefer rein. Wenn Fuellmich schon keine Reue den Geschädigten gegenüber auferbieten kann, soll er wenigstens schweigen. Pohl dürfte ihm an dieser Stelle eine weitere Haftverschärfung erspart haben.
So habe er die Möglichkeit einer Stellungnahme bis zum 22.10.24, 11 Uhr. Der Vorsitzende erklärt, es gebe nun die Möglichkeit zu plädieren. Pohl erklärt, er selbst sei spät in diesen Fall gekommen, habe den überwiegenden Teil der Verhandlung nicht mitbekommen und könne folglich nur Ergänzungen beitragen. Das Hauptplädoyer würde von Wörmer kommen. Der Vorsitzende pflichtet ihm bei, dass sein Plädoyer nur eine Ergänzung darstellen könne. Pohl bestätigt dies und verweist darauf, dass zunächst Wörmer plädieren solle, die krank sei.
Ahh, deshalb sind also alle krank. Es sollte in diesem Termin endlich um die Schlussplädoyers gehen. Danach dürfte der Prozess endlich abgeschlossen sein. Doch Pohl, der erst viel später dazu kam, kann gar nicht plädieren. Somit haben sie wieder einen weiteren Tag vergeudet. Einen Tag übrigens, den Fuellmich länger in Untersuchungshaft sitzt.
9:45 Uhr. Der Vorsitzende erklärt, die Kammer würde sich kurz beraten und sei gleich wieder da. Nach kurzer Beratung kommt die Kammer zurück, und der Vorsitzende erklärt, die Verhandlung werde unterbrochen und es ginge am 25.10.24 weiter. Er unterhält sich mit Pohl; der Inhalt ist für die Zuschauer nicht wahrnehmbar.
Fuellmich richtet seine Worte an die Zuschauer und erklärt, die, die die Folter anordnen würden, riefen die Knechte an, um zu bestätigen, dass es dem Geknechteten gut ginge. Er führt weiter aus, dass und wann seine Mutter per Seebestattung beigesetzt würde und dass ihn das alles mehr mitnehme, als man ihm ansehen würde. Er bedankt sich – bis zum nächsten Mal.