Bundestagswahl kann nicht wiederholt werden – weil Papier fehlt
Das muss man erst einmal sacken lassen. Nachdem der Bundeswahlleiter, Georg Thiel, sich nunmehr überdeutlich zu Wort gemeldet hat und das Vertrauen der Deutschen in ein demokratisches Wahlsystem als gefährdet betrachtet, sofern es keine teilweise Wiederholung der Bundestagswahl vom 26. September 2021 gibt, vermeldet der Bundestag nun lapidar: „Sorry, wir würden die Wahl ja gerne wiederholen, aber leider fehlt es uns schlicht an Papier.“ Dies ist zumindest eine Aussage seitens der CDU an BILD.
Im Vorfeld der Wahl müsse man alle Wahlberechtigten schriftliche informieren, hinzu kämen die Unterlagen für die Briefwahl und dann natürlich auch noch die Stimmzettel. Dazu reichten die kommunalen Papierreserven einfach nicht aus.
Jetzt mal im ernst – stellen wir uns einmal vor, es handele sich hier um eine Seifenoper und ein Autor hätte Papiermnangel ins Drehbuch geschrieben, um eine Wahlwiederholung zu verhindern oder doch wenigstens zu verzögern. Würde man ihm nicht sofort unterstellen, an dieser Stelle völlig unrealistisch zu übertreiben?
Und dennoch ist genau das gerade passiert. In ihrer Surrealität überholt die Realität gerade jede, noch so weit hergeholte Fiktion. So zu handeln, wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen. Das ganze Wahldebakel wäre undenkbar gewesen, inklusive der Äußerung der Berliner Wahlleiterin, Ulrike Rockmann, welche es gar nicht schlimm findet, wenn hier und da mal eine Stimme nicht gezählt wird. Heute muckt niemand auf. Heute ist all das Realität und „völlig normal“. Allerhöchstens Verschwörungstheoretiker, Schwurbler und Aluhutträger mögen daran etwas Befremdliches finden. Es scheint völlig normal zu sein, dass in 6 von 12 Berliner Wahlkreisen entweder gar keine oder die falschen Stimmzettel vorlagen, dass Menschen ohne Wahlrecht ebenso wählen durften, wie Menschen mit Wahlrecht eben nicht wählen durften, dass Stimmzettel anschließend von freiwilligen Wahlhelfern mit Rotstift korrigiert worden waren und dass es der Partei die Linke aufgrund einer, möglicherweise fehlerhaften Stimmauszählung, möglich war, mit immerhin 39 Abgeordneten in den Bundestag einzuziehen, obwohl sie die 5%-Hürde um Längen verfehlt hatte.
Es war zu NUR 2117 Einsprüchen gegen diese Bundestagswahl gekommen. Warum waren es nicht mehr? Und warum findet es nun niemand seltsam, dass Papiermangel die Korrektur einer Wahl verhindert, die alles andere als demokratisch abgelaufen ist?
Alles zum Wahlchaos anlässlich der Bundestagswahl vom 26. September 2021 findest Du hier.