Majoritätskonformität, Minoritätskonformität und andere Dummheiten

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Majoritätskonformität, Minoritätskonformität und andere Dummheiten

Das Konformitäts-Experiment von Salomon Asch ist heutzutage sehr gut bekannt in unserer Widerstandsbewegung, denn es liefert eine recht gute Erklärung, warum die Mehrheit der Menschen bei sämtlichen Coronamaßnahmen mitmachte, obwohl diese oftmals schon auf den ersten Blick unsinnig und schädlich waren.

Aschs Experiment zeigt, wie eine scheinbare Mehrheitsmeinung die Entscheidung eines Einzelnen beeinflussen kann. Im Rahmen des mehrfach durchgeführten Experiments wurden Versuchspersonen, die recht einfache Entscheidungen treffen sollten, mit den falschen Entscheidungen eingeweihter Teilnehmer konfrontiert und passten sich diesen in erschreckend vielen Fällen kritiklos an. Die seinerzeit überraschenden Ergebnisse sind heute unter Sozialwissenschaftlern gut bekannt und werden zumeist auf ein instinktives Herdenverhalten zurückgeführt. Angeborene Arterhaltungs- und Selbsterhaltungsinstinkte raten uns dabei, uns im Zweifelsfall immer harmonisch und möglichst lückenlos in eine soziale Gruppe einzufügen, auch wenn man hier und da auch einmal persönlich zu anderen Ergebnissen kommt.

Im Prinzip sind wir Menschen darauf gepolt, dass die Gruppe entweder immer recht hat oder, dass es auch dann besser ist, ihr zu folgen, wenn sie einmal nicht recht hat. In grauer Vorzeit sicherte uns dieses Verhalten das Überleben, denn wir Menschen sind Herdentiere. Als Außenseiter war das Überleben quasi nicht möglich. Aus der Gruppe ausgeschlossen zu werden, war somit ein Todesurteil.

Es ist also nicht verwunderlich, dass sich viele Menschen lieber einer falschen Entscheidung anschließen, als Gefahr zu laufen, in Misskredit zu geraten.

Leider weitete Asch sein Experiment nicht aus. Hätte er innerhalb seiner Versuchsgruppe einen Anführer platziert, wären die Versuchspersonen vor allem diesem gefolgt. Wären einzelne weitere Experimentteilnehmer diesem Anführer nicht gefolgt, hätte dies zu einer Spaltung der Gruppe geführt.

Das Verhalten, sich stets der Mehrheit einer sozialen Gruppe anzuschließen, ist in der Soziologie als Majoritätskonformität bekannt. Das Phänomen tritt völlig unabhängig von Intelligenz und Bildungsstand auf. Interessanterweise neigen auch Fachexperten dazu, sich majoritätskonform zu verhalten, und zwar selbst dann, wenn die falschen Entscheidungen mit dem eigenen Kenntnisstand kollidieren und die übrigen Teilnehmer gar keinen Expertenstatus haben. Das erklärt, warum selbst Ärzte kritiklos zur Impfspritze griffen, obwohl sie einmal etwas Gegenteiliges gelernt hatten.

Die Behauptung, dass die sogenannte Corona-Impfung ein Intelligenztest gewesen sei, ist somit völlig falsch. Selbst intelligenteste Menschen hatten größte Mühe, sich dem Mehrheitsdiktat zu entziehen. Entscheidend dafür, ob man sich majoritätskonform verhält oder nicht, ist dabei die soziale Integration. Je besser ein Mensch sozial integriert ist, desto eher neigt er dazu, sich majoritätskonform zu verhalten.

Nur der Vollständigkeit halber: Dies ist keineswegs ein Freifahrtschein für Menschen, die kritiklos den faschistischen Gleichschritt unterstützten. Jeder Mensch verfügt nämlich, neben seinen Instinkten, auch noch über einen rationalen Verstand. Den zu nutzen macht zwar unendlich mehr Mühe, als seinem Instinkt zu folgen, doch führt der Verstand praktisch immer zur richtigen Entscheidung.

Heißt das denn nun eigentlich, dass alle Menschen, die sich dem faschistischen Gleichschritt widersetzten, eben diesen Verstand benutzten?

Leider nein!

Es gibt neben der Majoritätskonformität noch eine sogenannte Minoritätskonformität. Die wurde fast zur gleichen Zeit erforscht, jedoch nicht von Salomon Asch, sondern von Serge Moscovici.

Moscovici hatte ursprünglich den Antrieb, Asch zu widerlegen. Er war der Ansicht, dass es keine Mehrheit benötige, um die Entscheidungen Einzelner zu beeinflussen. Daher nannte er seine erste Versuchsreihe „Gegenexperiment“. Sehr schnell stieß er dabei jedoch auf ein Phänomen, das noch viel erstaunlicher war, als das, was von Asch zutage gefördert worden war.

Eine deutlich kleinere Anzahl von Menschen ließ sich nämlich in ihren Entscheidungen ausgerechnet von einer Minderheit beeinflussen und ignorierte dabei die Entscheidungen der anderen Versuchsteilnehmer. Wichtig dabei war, dass die bewusst falschen Vorgaben konsistent vorgetragen wurden.

Moscovici fand heraus, dass es zwischen der ersten Gruppe von Asch und seiner eigenen Versuchsgruppe einen deutlichen Unterschied gab. Minoritätskonform verhielten sich vor allen Dingen bildungsschwache Menschen, die zudem nur über geringe soziale Kompetenzen verfügten. Diese ließen sich im wahrsten Sinne des Wortes ein X für ein U vormachen und es schein, als wären sie umso bereiter zur Übernahme falscher Entscheidungen, je „abgedrehter“ diese waren.

Man nimmt heute an, dass auch dieses Verhalten auf Urinstinkte zurückzuführen ist und in erster Linie von Menschen benutzt wird, die sich nur schlecht in eine Gemeinschaft einfügen können. Ihr Verhalten führt zu einer Abspaltung einer kleineren Gruppe, in welcher die Ansichten jedoch wiederum persistent sind. Mit anderen Worten: Sie sind zwar falsch, werden aber von allen Gruppenmitgliedern gleichermaßen geteilt.

Bedauerlicherweise ist die überwiegende Mehrzahl der Menschen, die sich nicht an den eklatanten Grundrechteeinschränkungen, an Masken- und Abstandwahn etc. beteiligten, allein durch diesen Umstand auf „diese Seite des Zauns“ geplumpst. Es ist zwar, nach objektiven Geichtspunkten betrachtet, die richtige Seite, aber warum diese Menschen die richtige Seite gewählt haben, hatte leider rein gar nichts mit rationalen Überlegungen zu tun.

Das ist umso bedauerlicher, als sie nunmehr weitgehend falsche Entscheidungen aufgrund ihrer Minoritätskonformität treffen. Wer sich immer schon wunderte, warum ausgerechnet Leute, die in großer Zahl Grundgesetz und Staat negieren, zu Verteidigern des Grundgesetzes wurden, findet hier seine Antwort. Reichsbürger und Qanon-Anhänger sind klassische minoritätskonforme Gruppierungen, die sich in Deutschland sogar ergänzen, obwohl sie sich (eigentlich) inhaltlich widersprechen… wie im Übrigen alle Sekten. Der interne Widerspruch besteht u. a. in der Überzeugung, durch die Beteiligung an einer politischen Wahl eine negative Auswirkung zu erzielen, während man gleichzeitig darauf hofft, Donald Trump, den man als Retter betrachtet, möge in den USA die Wahl gewinnen. Derartige Widersprüche fallen den Anhängern solcher Minoritätengruppierungen jedoch nicht auf. Ihnen fällt auch nicht auf, dass sie ihren Donald Trump von vornherein niemals im weißen Hausen vorfänden, würden sich die Amerikaner ein ähnlich dümmliches Nichtwählerverhalten einreden lassen.

Es ist für das System ein Leichtes, diese Menschen mit falschen Informationen zu füttern und sie zu falschen (und für die Gesellschaft fatalen) Entscheidungen zu bringen.

Nur einige ganz ganz wenige sind auf dieser „Seite des Zauns“ gelandet, weil sie eigenständig ihren Verstand genutzt haben. Aber natürlich gibt es auch diese.

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