Schwarz-Blau? Sahra und die Illusion der Macht

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sahra wagenknecht

Es klingt so einfach, so naheliegend, so verheißungsvoll: Eine Koalition aus CDU und AfD, um den politischen Wandel herbeizuführen, den viele sich wünschen. Für viele AfD-Fans ist dieses Szenario das große Ziel – nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber bald. Spätestens nach den ostdeutschen Landtagswahlen. Schließlich sei der Druck der Straße groß, die Schnittmengen offensichtlich, und der Wählerwille irgendwann nicht mehr zu ignorieren. Oder?

Doch wie realistisch ist diese Hoffnung wirklich – und zu welchem Preis würde sie erkauft? Wer die Entwicklung der letzten Wochen nüchtern analysiert, wird feststellen: Diese Hoffnung basiert nicht auf strategischer Weitsicht, sondern auf Wunschdenken. Und sie wird derzeit geschickt befeuert – nicht etwa von der CDU, sondern von Sahra Wagenknecht.

Wagenknechts scheinbare Annäherung – ein Déjà-vu

Wagenknecht, die Galionsfigur der „anderen Opposition“, ließ jüngst durchblicken, dass sie „Gesprächen mit der AfD nicht grundsätzlich abgeneigt“ sei. Für viele AfD-Anhänger ein Hoffnungsschimmer: Endlich öffnet sich ein weiterer Türspalt Richtung Macht. Doch genau dieses Spiel spielte Wagenknecht schon einmal – 2024, vor den Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen. Damals signalisierte sie Nähe, sprach von Gemeinsamkeiten – nur um kurz nach der Wahl jedes Koalitionsszenario mit der AfD faktisch unmöglich zu machen. Ergebnis: Die AfD wurde trotz starker Ergebnisse vom parlamentarischen Spielfeld ausgeschlossen. Der Trick funktionierte – und wiederholt sich nun offenbar.

Der Effekt: Die AfD-Wählerschaft wird ruhiggestellt, weil man ja „bald an der Macht“ sei. Gleichzeitig verhindert man eine tatsächliche Machtoption, indem man genau dann zurückweicht, wenn es ernst wird. Diese Taktik lähmt die AfD politisch – und nutzt vor allem der Konkurrenz. Wer jetzt also glaubt, Wagenknecht spiele ein gemeinsames Spiel, sollte sich an 2024 erinnern. Die Dame ist rhetorisch brillant, strategisch versiert – und zutiefst kalkulierend. Wer sich von ihr erneut täuschen lässt, hat aus der Vergangenheit nichts gelernt.

Koalitionen basieren nicht auf Wunsch – sondern auf Machtarithmetik

Selbst wenn man Wagenknecht ausblendet: Auch eine CDU-AfD-Koalition ist zwar nicht alles andere als wahrscheinlich – aber keinesfalls zu den aktuellen Bedingungen, die vielen Menschen so wichtig sind. Kooperation bedeutet Machtteilung. Machtteilung bedeutet Verhandlungen. Und Verhandlungen gewinnen die, die Alternativen haben.

Die Union hat Alternativen. Die AfD hat keine.

Während die CDU je nach Lage mit SPD, Grünen, FDP oder notfalls sogar mit dem BSW koalieren kann, bleibt der AfD nur ein einziger potenzieller Partner: die CDU. Diese Asymmetrie führt zu einem eklatanten Machtungleichgewicht. Sollte es je zu Koalitionsgesprächen kommen, diktiert die Union die Bedingungen – nicht aus Bosheit, sondern aus arithmetischer Logik.

Eine Partei mit nur einer Koalitionsoption ist erpressbar. Das ist keine Meinung, sondern politische Realität.

Der Preis der Macht: politische Selbstverleugnung

Doch was würde die AfD im Gegenzug für diese „Machtoption“ bekommen? Ein paar Ressorts? Vielleicht das Innenministerium in Sachsen-Anhalt? Ein paar Zugeständnisse bei der Migrationspolitik?

Sicher nicht die Corona-Aufarbeitung. Wer glaubt, die CDU werde in einer schwarz-blauen Koalition ihre eigenen Leute (Spahn, Laschet, Kretschmer & Co.) zur Rechenschaft ziehen lassen, kann nur schmerzhaft mit der Realität kollidieren. Die Aufarbeitung der Pandemie-Politik wäre der erste Punkt, der stillschweigend vom Tisch verschwände – nicht als Akt des Verrats, sondern als Preis für die Regierungsbeteiligung.

Ebenso fraglich ist, ob die außenpolitische Neuausrichtung der AfD in einer Koalition Bestand hätte. Schon jetzt werden Positionen aufgeweicht – Stichwort: Wehrpflicht, transatlantische Beziehungen, NATO. Spätestens in einer Regierung mit der CDU wäre jede Form von Friedenspolitik obsolet. Und wehe dem, der glaubt, Trump werde ausgerechnet Deutschland zur Abrüstung drängen.

Was bliebe also? Ein bisschen Symbolpolitik an der Grenze, der massive Rückbau sozialer Leistungen und ein Zustand, in dem die AfD zwar mitregiert – aber nicht mehr unterscheidbar ist.

Strategie heißt nicht Wunschdenken

Strategisches Denken bedeutet, Optionen zu schaffen. Das Gegenteil davon ist, sich von einer einzelnen Option abhängig zu machen – wie aktuell bei vielen AfD-Fans zu beobachten. Man redet sich ein, eine schwarz-blaue Koalition sei der einzige realistische Weg. Doch je sichtbarer diese Haltung wird, desto schwächer wird die eigene Verhandlungsposition.

Der Weg in die Macht führt nicht über emotionale Sehnsucht, sondern über harte politische Kalkulation. Wagenknecht hat das begriffen. Die CDU sowieso. Nur viele AfD-Fans glauben immer noch an Fairplay im politischen Betrieb. Ein gefährlicher Irrtum.

Wer nicht rechnet, wird verrechnet

Eine CDU-AfD-Koalition ist kein allzu unwahrscheinliches Szenario. Aber wenn sie zustande käme, wäre sie für die AfD der Beginn einer Entzauberung – nicht der Durchbruch.

Viel gefährlicher ist jedoch der strategische Schlaf, in den viele AfD-Fans gefallen sind. Sie vertrauen darauf, dass sich schon „irgendwie“ alles regelt. Doch wer sich ausschließlich auf die CDU verlässt, der macht sich politisch abhängig – und verliert am Ende beides: die Kontrolle und das Profil.

Wenn man aus der Vergangenheit lernen will, dann bitte auch aus den Tricks von Sahra Wagenknecht. Wer sich täuschen lässt, wird benutzt. Und wer sich benutzen lässt, regiert nie – sondern dient nur als Mehrheitsbeschaffer für andere.

Keine Lösung in Sicht?

Man könnte sich angesichts der verfahrenen Situation fragen, ob das denn schon alles war und es wirklich keine Lösung gibt. Doch, die gibt es. Die AfD braucht einen strategischen Partner. Einen, der selber vielleicht gar nicht als Koalitionspartner infrage kommt, weil er dazu zu klein ist. Doch einen, auf den man sich in einem Punkt blind verlassen kann: dieBasis würde niemals mit einer Partei koalieren, die es mit den Grundrechten nicht so genau nahm bzw. nimmt. Dadurch würde sie aktiv keine Koalitionen schmieden, sondern einfach nur alle Koalitionen ohne AfD-Beteiligung blockieren. Eine unzuverlässige Sahra Wagenknecht ist dazu gar nicht notwendig.

Es bleibt dann aber die Frage, ob die AfD dann wirklich liefert. Spannend wird es allemal.

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