Fuellmich-Prozess – ein psychologisches „Gutachten“

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Fuellmich-Prozess – ein psychologisches „Gutachten“

Aufgrund des Umstands, dass die Verteidigung bereits einmal die Einholung eines psychologischen Gutachtens angeregt hatte, um die Prozessunfähigkeit des Angeklagten nachweisen zu lassen, und weil ich mich bereits vor einigen Wochen mit einem, mir bekannten Psychologen über den Fall unterhalten habe, habe ich diesen nun gebeten, einmal etwas dazu zu sagen.

Dies ist natürlich nicht als psychologisches Gutachten zu betrachten. Es ist die Einschätzung eines Mannes, der seit über 30 Jahren als Diplom-Psychologe arbeitet, Teil der Widerstandsbewegung ist und Reiner Fuellmich seit Juli 2020 sehr intensiv verfolgt hat – sei es nun im Rahmen des Corona-Ausschusses, beim Streit mit Viviane Fischer oder im Rahmen des Gerichtsverfahrens.

Psychologische Einschätzung

Disclaimer:
Es ist normalerweise unüblich, ein psychologisches Profil von einem Menschen zu erstellen, ohne sich vorher mit dieser Person ausführlich unterhalten zu haben. Das nachfolgende Profil ist daher mindestens unvollständig und könnte auch gänzlich fehlerhaft sein. Bei Reiner Füllmich war die Erstellung eines solchen Profils nur möglich, weil sehr viele Eindrücke aus den unterschiedlichsten Situationen und Zeiträumen vorliegen. Diese, die von seinem ersten Erscheinen im Sommer 2020 bis zu seinen aktuellen Auftritten vor Gericht reichen, dienen als Grundlage für meine Beurteilung.

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Reiner Füllmich ist ein, stets leutselig, aber dabei dominant und resolut auftretender Mann. Er redet gerne und viel. Dabei greift er auch immer wieder auf vergangene Erlebnisse zurück, in die er involviert war. Er schweift gerne vom eigentlichen Thema ab und findet dann stets zu seiner Person.

Füllmich spricht durchweg positiv über sich, d.h. er übt wenig bis gar keine Selbstkritik. Er zeichnet das Bild eines durch und durch erfolgreichen Rechtsanwalts von sich, dessen fachliche Kompetenz zu beruflichem Erfolg und letztendlich zu finanziellem Wohlstand führte.

Wenn etwas nicht in seinem Sinne verläuft, dann bemüht er gerne eine Verschwörung, deren Opfer er sei. Diese gibt er als Grund für jedwedes Scheitern (etwa bei verlorenen Gerichtsverfahren) an. Er neigt dazu, den Rahmen der Verschwörer jederzeit um jene Personen zu erweitern, die ihm zum jeweiligen Zeitpunkt im Weg stehen. So hatte er bei seinen Bemühungen i.S. Schrottimmobilien seine Gegner beispielsweise der Scientology zugeordnet. In seinem Kampf um den Vorsitz innerhalb der Partei dieBasis hat er seine Widersacher als „controlled Opposition“ bezeichnet, was er im aktuellen Prozess mit den Anzeigenerstattern und anderen Opponenten fortsetzt.

Sozialer Status ist ihm einerseits sehr wichtig, andererseits ist er bemüht, ein gewisses Understatement zu pflegen. Er kleidet sich bewusst leger, fährt einen älteren Mittelklassewagen und drückt sich in seiner Sprache sehr einfach aus. Gleichzeitig erwähnt er jedoch in regelmäßigen Abständen, eine Kanzlei mit mehreren Mitarbeitern zu führen und eine große Villa in guter Wohnlage zu besitzen. Seine Fremdsprachenkenntnisse (auch wenn es sich dabei nur um Englischkenntnisse handelt) stellt er als Beweis seiner Bildung bei jeder sich bietenden Gelegenheit in den Mittelpunkt. Ganz besonders wichtig sind ihm persönliche Kontakte zu wirtschaftlich oder politisch erfolgreichen Menschen.

Das alles steht in starkem Gegensatz zu seinen tatsächlichen Erfolgen, die bei objektiver Betrachtung eher dürftig ausfallen. Wenn ein Mandant sich auf ihn einlässt, geht er gerne durch viele Instanzen oder treibt den Streitwert in die Höhe, um am Ende zu erklären, eine Verschwörung sei am Misserfolg schuld.

Dies offenbart eine generelle Tendenz, sein Geld – wenn möglich – eher mit Tricks und Kniffen, als durch gute anwaltliche Leistung zu verdienen. Viele Instanzen und ein hoher Streitwert wirken sich positiv auf sein Anwaltshonorar aus.

Mehrfach in seiner Anwaltslaufbahn bemüht sich Füllmich eher als Akquisiteur denn als Anwalt, d.h. sein Hauptbemühen liegt in der Anwerbung von Mandanten. Über den späteren Verlauf seiner anwaltlichen Tätigkeiten und den realen Aussichten der Verfahren scheint er sich zu diesem Zeitpunkt eher weniger Gedanken zu machen. So war es wohl in Sachen Schrottimmobilien, bei seinem Kampf gegen die Deutsche Bank und in Sachen VW-Skandal. Seine Bemühungen in Sachen Sammelklage, die den Ausgang des aktuellen Gerichtsprozesses gegen ihn darstellt, ist nur eine Fortsetzung dieser Vorgehensweise.

Diese Vorgehensweise lässt darauf schließen, dass sich Füllmich seiner tatsächlichen, d.h. mangelhaften anwaltlichen Fähigkeiten durchaus bewusst ist, diese jedoch verdrängt.

Das Persönlichkeitsbild, das sich hieraus unter Zuhilfenahme der bestehenden Informationen ableiten lässt, ist das eines Menschen mit stark vermindertem Selbstwertgefühl und ausgeprägter Egozentrik. Daraus ließe sich auch seine aktuelle Vorgehensweise in der JVA Rosdorf erklären. Menschen mit einem derartig geringen Selbstwertgefühl, erleben jede Einschränkung ihrer Selbstbestimmung als Verlust von Respekt und Achtung gegen ihre Person. Einen solchen Verlust bekämpfen sie durch größtmögliche Renitenz – schon alleine, um nicht selber die Achtung vor der eigenen Person zu verlieren, welche in den meisten Fällen ohnehin stark eingeschränkt ist und der Außenwelt lediglich vorgespielt wird.

Füllmich ist sich seiner mangelnden Fähigkeiten durchaus bewusst. In einsamen Stunden hadert er unablässig mit sich selber. Um jedoch die Achtung Dritter nicht zu verlieren, baut er um sich herum das Bild eines durch und durch erfolgreichen, geachteten Anwalts auf. Dazu gehört auch eine große Kanzlei und ein Mitarbeiterstab, an das er zwischenzeitlich auch immer selber glaubt.

Die fehlenden Fähigkeiten auf dem angestrebten Berufsumfeld erlauben dieses Leben jedoch eigentlich nicht. Gelöst wird dieses Problem durch allerlei Tricks und Schummeleien. Für Füllmich erfüllen sie eine Doppelfunktion: Einerseits sorgen sie für Einkünfte, andererseits vermitteln sie ihm das Selbstbild eines Machers, der andere Menschen zu etwas bewegen kann. Seine Fähigkeit, andere Menschen beeinflussen zu können, erfüllt ihn mit Stolz und hebt seine Selbstachtung.

Seine Abhängigkeit von Spenden und somit gewissermaßen von Almosen ab Juli 2020, verstärkte sein mangelndes Selbstwertgefühl zusätzlich. Als Schutzmauer betrachtet er seine Auftritte innerhalb der Stiftung Corona-Ausschuss daher als unbedingt wichtigte Arbeit und sich selber als unverzichtbar. Somit erscheinen die Spenden nicht als Almosen, sondern als Entlohnung. Er stellt sie mehrfach auch so dar.

Füllmich ist bemüht, sich grundsätzlich mit Menschen zu umgeben, deren Fähigkeiten er noch geringer einschätzt, als seine eigenen. Im Bedarfsfalle erniedrigt er diese Menschen, um sich selber zu erhöhen. So erklären sich beispielsweise seine mehrfachen Hinweise darauf, dass seine ehemalige Partnerin, Viviane Fischer, nicht einmal wisse, was die Kommunikationsform beA sei oder dass seine ehemaligen Partner, Antonia Fischer und Justus Hoffmann, bei ihm nicht einmal den kleinen Strafschein bestanden hätten. Diese Erniedrigung anderer, die oft auch keine exakte Zielrichtung erkennen lässt, ist ein klassisches Indiz für mangelnden Selbstwert.

Im Verlaufe des Prozesses drohte Füllmich mehrfach mit Suizid. Er kann dies jedoch nicht auf die herkömmliche Art und Weise tun, da er dann den Schutzpanzer des unendlich starken, erfolgreichen Anwalts aufgeben müsste. Dementsprechend weist er immer wieder daraufhin, was andere Gefangene an seiner Stelle taten oder täten.

Füllmich verfügt über einen nur eingeschränkten Gerechtigkeitssinn, was sich darin äußert, dass er für sich selber eine andere Gerechtigkeit anlegt, als für andere Menschen. Über seine Opfer denkt er so gut wie gar nicht oder nur eingeschränkt nach. Sie hätten ihm ja nicht zuhören oder gar folgen müssen. Und dass sie es taten, ist der Beweis dafür, dass er seine Arbeit gut gemacht und sich das Geld redlich verdient hat.

Dies lässt auf eine narzisstische Persönlichkeitsstörung schließen, die Füllmich wohl auch an sich selber bereits erkannt hat und die er mit Leutseligkeit und „Volksnähe“ zu überspielen versucht. Sie offenbart sich aber u.a. in dem Umstand, dass er der festen Überzeugung ist, seine Straftaten hätten nicht angezeigt und somit nie vor einem Strafgericht landen dürfen. Stattdessen hätten sich die Geschädigten mit ihm zivilrechtlich vergleichen oder sonstwie einigen müssen. Dabei wären sie aber unterlegen, da er – Fuellmich – schlauer ist, als sie.

Füllmich plant maximal mittelfristig, meist jedoch kurzfristig. Das bedeutet, er denkt über langfristige, evtl. negative Folgen zugunsten kurzfristiger Verbesserungen seiner Situation nicht nach oder schiebt sie bewusst beiseite. Er deckt finanzielle Engpässe mit Krediten, ohne über deren Rückzahlung nachzudenken. Er sammelt Spenden, ohne darüber nachzudenken, dass diese zu Steuerforderungen führen können.

Darauf angesprochen prognostiziert er einen ohnehin baldig anbrechenden Zusammenbruch und impliziert, dass sich dann auch Schulden, egal, ob bei Privatpersonen oder dem Finanzamt, gewissermaßen in Luft auflösen würden.

Dies offenbar ein sehr simplifiziertes, boolsches Weltbild bei der die Umwelt als ständiger Opponent empfunden wird, welcher sich durch seiner Gier und mangelnde Weitsicht bald übernehmen und dann als Gegenspieler wegfallen wird. Mit im Boot sind nur diejenigen, die ihm folgen. Alle anderen werden mit untergehen.

Hier offenbart sich ein beinahe religiösen oder sektenhaftes Weltbild, wonach die Welt bald untergeht und nur die Gläubigen errettet werden.

Füllmich selber glaubt jedoch nicht an dieses Bild. Allenfalls hofft er, dass es so kommt, weil er es als Lösung seiner persönlichen Probleme betrachtet. Dabei hat er selber keine feste Vorstellung davon, wie ein solcher Zusammenbruch vonstattengehen würde. Trotz seiner diesbezüglichen Unsicherheit, lässt er seine Anhänger jedoch in dem Glauben, dass alles bald zu Ende sei. Dann sei die Zeit der Abrechnung gekommen und man würde jeden einzelnen zur Rechenschaft ziehen. Dieser Wunsch nach Vergeltung wirkt wie Klebstoff zwischen Füllmich und seinen Anhängern.

Dieser Teil von Füllmichs Persönlichkeitsstruktur ist keineswegs wahnhaft oder anderweitig krankhaft. Es ist etwas, das er bewusst einsetzt, um Hoffnung und Durchhaltevermögen seiner Anhänger zu stärken.

Eine lange Aneinanderreihung beruflicher Misserfolge in Verbindung mit der Unfähigkeit oder Unwilligkeit, die Ursachen dafür bei sich selber zu suchen, löste mutmaßlich eine leichte Paranoia aus, die Füllmich stets sein Umfeld für die Misserfolge verantwortlich zeichnen lässt. Nicht er selber trägt die Schuld, wenn etwas anders läuft, als geplant, sondern die Deutsche Bank, eine Gerichtskammer, der Staat, die Scientology, seine ehemaligen Geschäftspartner, Mitarbeiter der JVA u.s.w., welche allesamt an einer riesigen Verschwörung gegen ihn beteiligt sind. Um das logisch rechtfertigen zu können, zeichnet er ein Selbstbild als ultimativ gefährlichen Staatsfeind von sich, der nur durch eine solche Verschwörung in Schach zu halten sei. Er selber sieht sich als eine Art deutschen Donald Trump bzw. wie das Idealbild, das er auf Trump projeziert. Und auch viele seiner Anhänger sehen dies in ihm.

Seine Follower dienen ihm dabei einerseits als Bestätigung, andererseits als Hoffnung. Sie verhindern jedoch, dass Füllmich den Kern seiner Probleme erkennt, akzeptiert und dann daran arbeiten kann. Würden sie wegfallen, bliebe Füllmich nur noch der Weg der Selbsterkenntnis und realistischen Selbsteinschätzung. Dieser Weg sollte jedoch nur unter fachlicher Betreuung stattfinden, da er schnell in eine schwere depressive Verstimmung führen kann.

Ursache seines Problems war höchstwahrscheinlich eine völlig falsche Berufswahl. Hätte er einen Beruf ergriffen, in dem er ohne Tricks und Kniffe wirtschaftlich erfolgreich geworden wäre, so wäre sein Lebensweg sicherlich anders verlaufen.

Füllmich wird sein Verhalten in der JVA und vor Gericht nicht ändern, solange sich sein Umfeld nicht ändert. Jede Niederlage wird der Außenwelt zugeschrieben. Eine Verurteilung im anhängigen Verfahren wird mit fast einhundertprozentiger Sicherheit dem Gericht angelastet, welches als Teil der Verschwörung betrachtet wird. Auch ein wahrscheinliches Berufungsverfahren wird in ähnlicher Art und Weise ausgehen bzw. beurteilt werden.

Füllmich zeichnet und fordert ein sehr boolsches Freund/Feind-Bild mit einer trennscharfen Linie. Schattierungen oder Grauzonen gibt es nicht. Wer zwar erkennt, dass es sehr wohl politisch motivierte Gerichtsverfahren in Deutschland gibt, aber nicht anerkennt, dass auch Füllmich ein solches politisches Verschwörungsopfer ist, der steht auf der falschen Seite und ist Teil der Verschwörung. Dies ist einerseits seiner narzisstischen Persönlichkeitsstruktur geschuldet, dient ihm aber auch als eine Art von Verteidigungsstrategie und hilft bei der Kontrolle seiner Anhänger. Diese können sich nur gänzlich für oder gegen ihn entscheiden.

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