Ich sage es heute nicht mehr gerne, aber Frauke Petry betrachtete ich einst als eines meiner Vorbilder, was Kommunikation und Pressekontakte anbelangte. Ich fand, dass sie ihre Rolle als Pressesprecherin eigentlich ganz hervorragend wahrnahm und ihre damalige Partei, die AfD, gezielt zum Auffangbecken der Pegida-Demonstranten machte. Das muss man jetzt nicht gut finden, aber es war schließlich ihre Aufgabe und die erledigte sie wie bestellt. Ich rechne es zum größten Teil ihrem Engagement an, dass die AfD 2017 in den Bundestag einziehen konnte und dort vom Fleck weg zur größten Oppositionsfraktion avancierte.
Doch kaum war diese Hürde genommen, da schied sie auch schon aus der AfD aus und besetzte ihren (übrigens gut bezahlten) Bundestagssitz als Fraktionslose. Parallel dazu gründete sie die „blaue Partei“, was wohl nur zufällig teilweise aus der Serie V – die Außerirdischen und ihrer „blauen Energie“ entlehnt war… obwohl sie der Hauptdarstellerin schon recht ähnlich sieht.
Egal, was auch immer zu dem Namen führte – Petry musste erkennen, dass mehr als ein bekanntes Gesicht nötig ist, um eine neue Partei zu etablieren. Die Mainstreammedien schwiegen ihre blaue Partei tot und Petry erlebte bei ihren Versuchen, im sächsischen oder thüringischen Landtag eine Anschlussfinanzierung… ähhh… ich meine natürlich einen neuen Sitz zu ergattern, ihr blaues Wunder. Ihre Partei fiel krachend durch und wurde prompt wieder aufgelöst.
In der Folge bemühte sich Petry dann nach Kräften, um ihren Gefolgsleuten (also ihren Followern) klarzumachen, dass Parteien ja eh blöd sind und man besser ungültig wählen sollte… wenn überhaupt. Munter schwurbelte sie davon, den Staat zu entmachten, vom Volkssouverän u.s.w. Alles, was der Reichsbürger-Sprech so hergibt. Naja, fast alles. Von einer BRD GmbH hat sie meines Wissens nicht gesprochen.

Die fehlerhafte Behauptung der Reichsbürger, man könne durch Ungültigwählen irgendwie die Wahl beeinflussen, hat sie sich aber denn doch nicht verkneifen können.
Naja, wie dem auch sei. Nun also der krasse Sinneswandel. Jetzt sind nur noch alle anderen Parteien doof. Ihre eigene natürlich nicht. Sollen wir denn jetzt auch ungültig wählen, Frau Petry?
Bei ihrer neuen Partei hat sie feste Vorstellungen. Nein, diese lapidare, riesige Lücke zwischen der CDU und der AfD will sie nicht ausfüllen. Dafür gibt es auch wahrscheinlich keinen Ausdruck, der einen gebildet aussehen lässt.
Petry will eine anti-etatistische, freiheitliche Partei gründen. Also übersetzt: eine libertäre Partei. Sie will wieder zurück in das goldene Zeitalter der Industrialisierung. Zumindest für die wenigen erfolgreichen Unternehmer, wie Krupp, Rockefeller oder Thyssen war das Zeitalter golden. Für alle anderen eher nicht, was ja auch erst zum Erstarken der politisch Linken führte, welche die geschundenen Arbeiter fluchs als ihre Wähler erkannte.
Da herrscht sie dann, zusammen mit Markus Krall, als Großunternehmerin über Millionen humanes Kapital und macht sich ihre Gesetze selber. Oder auch nicht, denn als Unternehmerin scheint sie nicht ganz soooo erfolgreich zu sein. Sonst würde sie es ja nicht schon wieder mit einem gut bezahlten Sitz in einem Parlament versuchen…