Das linke Wunder der Bundestagswahl
Bis Ende Januar war die Wahlwelt noch in Ordnung. Das heißt, sie war (wenigstens halbwegs) erklärbar. Wähler wechselten, wie das nun einmal so ist, mal zu dieser, mal zu jener Partei. Die CDU verlor mal 2 % und gewann sie dann wieder hinzu; gleiches galt auch für die AfD, die SPD, die Grünen und die FDP.
Das BSW war seit September unerwartet in Nöten geraten, weil es sich nach den Landtagswahlen in Ostdeutschland gänzlich anders verhalten hatte, als seine Wähler von ihm erwartet hatten. Das führte nun zu einem langsamen, aber steten Rückgang der Stimmenanteile. Alls nichts Besonderes, alles, wie man es kennt.
Dann endete der Januar und der Februar begann. Und nun passierte etwas, das nicht nur ich so noch nie erlebt habe – nein – es ist schlicht noch nie vorgekommen in der Parteienlandschaft: Plötzlich vermeldeten die Umfrageinstitute starke Zuwächse für die Linke. Stark ist gar kein Ausdruck für das, was dort geschah. Aus dem buchstäblichen Nichts heraus und ohne jeden nachvollziehbaren Anlass, schoss ausgerechnet jene Partei in ungeahnte Höhen, die seit Jahren bereits abgeschrieben war.
Die Ereignisse seit Januar
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Doch jetzt hat der liebe Gott ein Einsehen und lässt ein Wunder geschehen. Oder war das vielleicht gar nicht der liebe Gott?
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Am Ende sollen die Linken bei der Bundestagswahl mehr als 8 % erhalten – so zumindest die offizielle Erzählung. Da stellen sich mir allerdings gleich mehrere Fragen. Die wichtigste lautet: Wie in aller Welt sollen sich (unabhängig voneinander) plötzlich rund 4,5 Millionen Wähler dazu entschlossen haben, diese Partei zu wählen?
Selbst wenn wir unterstellen, dass es einen äußeren Anlass (etwa Merz‘ Zusammenarbeit mit der AfD) gab, dann braucht es Wochen, wenn nicht Monate oder gar Jahre, bis dieser zu einer sichtbaren Wählerwanderung führt.
Wer also jetzt glaubt, den Grund zu kennen, der sollte sich einmal folgende Fragen stellen?
Warum dauerte es fast ein ganzes Jahr bis die FDP-Wähler den Wahlverrat der FDP quittierten? Fast das ganze Jahr 2022 hindurch stand die FDP bei immerhin noch 8-9 %. Der steile Absturz erfolgte erst ab Frühjahr 2023, als die Mainstreammedien vermehrt über die Planlosigkeit der Ampel berichteten. Erst im Januar 2024 fiel die FDP erstmals unter 5 %.
Warum quittierten die Wähler die Anti-Leistungen der Grünen praktisch gar nicht? Sie fielen gerade einmal um rund 2 % im Vergleich zum Wahlergebnis 2021.
Warum dauerte es 5 Monate, bis das BSW nach dem Debakel bei den Landtagswahlen im Osten erstmals unter 5 % gefallen war? Warum fiel es nicht – gleich einem Stein – bereits wenige Tage nach den Vorfällen?
Warum wählte die Mehrheit der Deutschen abermals mit der CDU eine Partei an die Spitze, die erst wenige Jahre zuvor den aktuellen politischen Mangelzustand erst eingeleitet hatte?
Antwort:
Weil man soziale Gruppen nicht mit physikalischen Gesetzmäßigkeiten betrachten kann. In der Physik folgt eine Wirkung immer auf einer Ursache und einer Wirkung geht immer eine Ursache voraus. Die Wirkung lässt sich also anhand der Ursache berechnen.
Nicht so in der Soziologie! Eine Ursache muss hier keine physikalisch logische Wirkung entfalten. Eine Partei, die in der Vergangenheit schlecht agiert hat, wird dafür nicht zwangsläufig ihre Wähler verlieren. Und wenn doch, dann nicht schlagartig. Das liegt hauptsächlich daran, dass hier noch viele weitere Faktoren neben der reinen Logik und den Naturgesetzen eine Rolle spielen. Gruppenzwang beispielsweise. Doch Gruppenzwang (also der empfundene Druck sich gruppenkonform zu verhalten und somit auch gruppenkonform zu wählen) baut sich erst langsam, nach und nach auf. Es geht ja niemand her und verkündet offiziell, dass nun eine bestimmte Gruppe gefälligst die Linke zu wählen habe.
Daher sind Wählerbewegungen auch stets langsam und erstrecken sich über viele Wochen. Selbst wenn die Ursache noch so deutlich und eindeutig ist.
So gesehen ist es völlig undenkbar, dass sich nun plötzlich über Nacht 4,5 Millionen Menschen – unabhängig voneinander – dazu entschlossen haben, eine Partei zu wählen, die seit mehr als 5 Jahren bereits abgeschrieben war.
Viel wahrscheinlicher erscheint mir der Verdacht, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Viele Ex-Mitglieder der Linken, die seit 2020 in dieBasis eingetreten waren, berichteten über Wahlmanipulationen, die bei der Linken scheinbar gang und gäbe waren. Sie berichteten davon, dass die Briefwahlzettel ganzer Alten- und Pflegeheime an die Partei weitergeleitet wurden, dass bereits ausgefüllte Wahlzettel vor Öffnung der Wahllokale in den Urnen lagen und dass Wahlhelfer hier und da bei der Stimmenauszählung nachhalfen.
Viele dieser Praktiken fielen auch bereits in der Vergangenheit auf. Etwa, wenn es mehr abgegebene Stimmzettel als Wähler gab [1], wie zuletzt bei der Wahlwiederholung in Berlin. Einen großen Aufschrei oder gar konkrete Auswirkungen hatte dies bisher nie zufolge.
Kurzum – ich vermute stark, dass die 8 % der Linken nicht gänzlich auf dem Wählerwillen beruhen. Ich glaube aber nicht, dass dies irgendwelche konkreten Auswirkungen haben wird.